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Cronobacter spp.

Infektionen durch Cronobacter-Bakterien sind in Deutschland nicht meldepflichtig. Daten zur Häufigkeit von Erkrankungsfällen liegen dementsprechend nicht vor. Die Dunkelziffer ist schwer einzuschätzen.

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Vor allem sind Säuglinge in den ersten Lebensmonaten betroffen. Die Inzidenz bei Cronobacter-Infektionen liegt bei etwa einem erkrankten Säugling / 100.000 Säuglingen. Bei Säuglingen mit sehr geringem Geburtsgewicht (< 1.500 g) steigt sie auf 9,4 / 100.000 (FAO/2006)

Risikolebensmittel

Insbesondere Trockenpulver auf Milchpulverbasis für die Ernährung von Neugeborenen und Kleinkindern können ein Reservoir für Cronobacter spp. sein. In der Vergangenheit konnte Säuglingsmilchpulver als Überträger von Cronobacter spp. identifiziert werden.

Cronobacter-Infektionen sind sehr selten, können allerdings für Neugeborene, meist Säuglinge mit einem Geburtsgewicht von weniger als 2.500 g, lebensbedrohlich sein.

Symptome

Bei Neugeborenen und Kleinkindern vor allem aber Frühgeburten können schwere Meningitiden (Hirnhautentzündung), nekrotisierende Enterocolitis (Entzündung und Absterben verschiedener Darmwandabschnitte) oder Sepsis (Blutvergiftung) hervorgerufen werden. Die Mortalität bei an Meningitis erkrankten Säuglinge liegt bei 50 bis 75 Prozent und ist damit sehr hoch.

Die geschätzte minimale infektiöse Dosis liegt lauf FAO/WHO bei < 3 KBE/100 g Milchpulver. Neuere Daten gehen von 1.000 bis 10.000 Cronobacter-Bakterien pro Mahlzeit aus. Cronobacter spp. können darüber hinaus auch bei älteren Menschen als opportunistische Erreger von lebensmittelassoziierten Infektionen auftreten.

Vorkommen

Cronobacter-Arten gehören zur Familie der Enterobacteriaceae und sind in der Umwelt weltweit verbreitet. Nachgewiesen wurden die Bakterien in Wasser, Boden und Pflanzen.

Darüber hinaus können die Bakterien sowohl in rohen als auch in frischen tierischen und pflanzlichen Produkten und auch in Milchersatzpulver, Schmelzkäse, Fleisch, Gewürzen und Kräuter vorkommen. Kakerlaken, Fliegen und Ratten wurden ebenfalls als potenzielle Kontaminationsquellen identifiziert.

Taxonomie

Enterobacter sakazakii wurde früher als gelb-pigmentierter Enterobacter cloacae bezeichnet und 1980 durch FARMER et al., als Enterobacter sakazakii umbenannt. Nach umfassenden weiteren taxonomischen Arbeiten wurde für die ehemalige Spezies Enterobacter sakazakii ein neues Genus, Cronobacter spp. geschaffen, das zehn verschiedene Arten umfasst:
C. sakazakii, C. malonaticus, C. turicensis, C. universalis, C. dublinensis, C. muytjensii, C. condimenti, C. pulveris, C. helveticus und C. zurichensis.

 

Die klinisch relevanten Bakterien lassen sich in zwei Gruppen einteilen.

Gruppe 1
Cronobacter sakazakii und Cronobacter malonaticus
Diese beiden Spezies bilden die Mehrheit der klinischen Isolate. Der Sequenztyp Cronobacter sakazakii (ST4) wurde als vorherrschend bei neonatalen Infektionen identifiziert, aber auch ST 8 und ST 12 werden als pathogen angesehen (Hennekinne et al., 2018).

Gruppe 2
Cronobacter turicensis
und Cronobacter universalis

Über diese beiden Spezies gibt es seltene Berichte.

Bei den anderen sechs Arten handelt es sich in erster Linie um Umweltkommensalen, die von geringer klinischer Bedeutung zu sein scheinen (Blackwood et al. 2016, Cronobacter spp., Clinical microbioogy https://journals.asm.org/doi/10.1128/microbiolspec.ei10-0002-2015)

Cronobacter-Spezies sind ausgesprochen trocknungstolerant und können je nach Stamm bis zu 50 min. bei 55°C überdauern. Durch diese Fähigkeit ist es den Bakterien immer wieder möglich den Bedingungen bei der Herstellung von Lebensmitteln zu widerstehen.

Rekonstituierte Säuglings-Trockenmilch sollte deshalb mit kochendem Wasser hergestellt werden und sofort auf Trinktemperatur abgekühlt werden. Es sollte kein Vorrat zubereitet werden, sondern nur die zum sofortigen Verzehr benötigte Portion hergestellt werden.
Dr. rer. nat. Burkhard Schütze,
Bereichsleiter‬ LADR Biofocus

Reste sind zu entsorgen und Warmhaltezeiten sind zu vermeiden. Hersteller*innen überprüfen die Produktion und die Endprodukte von Milchpulver, insbesondere Säuglingsnahrung etc., hinsichtlich Cronobacter spp. gemäß der Verordnung VO (EG) 2073 /2005.  

In den LADR Biofocus Laboren werden Milchpulverproben täglich mittels molekularbiologischer Verfahren auf die Anwesenheit von Cronobacter und Enterobacteriaceae gecheckt.

 

Weitere Informationen: www.bfr.bund.de,  Empfehlungen zur hygienischen Zubereitung pulverförmiger Säuglingsnahrung
Aktualisierte Stellungnahme Nr. 009/2022 des BfR vom 29. März 2022, https://doi.org/10.17590/20220329-142747

Schnellübersicht Cronobacter spp.

Vorkommen In der Umwelt in Wasser und Bodenproben, in Lebensmitteln insbesondere in getrockneten Produkten (Milchprodukte)
Betroffene Lebensmittel getrocknete Lebensmittel, Milchpulver, Vorkommen in Neugeborenen- und Kleinkindnahrung (getrocknet) (Trockenmilch-Säuglingsnahrung) ist möglich
Krankheitssymptome schwere Meningitis, Septikämie und nekrotisierende Enterocolitis, seltenes Auftreten, aber hohe Mortalität
Gefährdete Personen

Frühgeborenen, Neugeborene und Säuglinge, Kleinkinder, ältere Menschen

Mehrzahl der Krankheitsfälle hat in Säuglingsabteilungen stattgefunden, wobei häufig kontaminierte Säuglingsmilch als Quelle beschrieben wurde.

Minimal infektiöse Dosis in Trockennahrung für Neu- und Frühgeborene, Säuglinge und Kleinkinder können einzelne Keime genügen, da bei der Zubereitung eine Vermehrung möglich ist
Inkubationszeit wenige Stunden
Krankheitsdauer schwerer Verlauf, mehrere Tage
Vermehrungstemperatur 6°C – 47°C, optimal 37°C
Minimaler pH-Wert 5,0
Sauerstoffanspruch fakultativ anaerob

Gemäß 2073/2005 dürfen Cronobacter spp. in 300 g

(n = 30; M = nicht nachweisbar in 10 g) getrockneter Säuglingsanfangsnahrung
(powder infant formula) und getrockneten Lebensmitteln für besondere medizinische Zwecke, die für Säuglinge unter sechs Monaten bestimmt sind, nicht nachgewiesen werden.

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