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EHEC-Ausbruch: Shigatoxin als Auslöser schwerer Nierenerkrankungen identifiziert

In Mecklenburg-Vorpommern (MV) sind seit Anfang August 140 Menschen an EHEC erkrankt, darunter 53 Kinder, 16 davon schwer. Erkrankte Personen leiden an wässrigem, zunehmend blutigem Durchfall, häufig begleitet von Übelkeit und Erbrechen. Eine ernste Komplikation ist das enteropathische hämolytisch-urämische Syndrom (HUS), das vor allem Kinder betrifft – wie auch beim aktuellen Ausbruchsgeschehen. Beim HUS führt das Shigatoxin zu Blutarmut, Gefäßstörungen und Nierenversagen.

Die sogenannten enterohämorrhagischen Escherichia coli (EHEC) sind pathogene Darmbakterien, die das Gift Shigatoxin im Darm produzieren können. Meistens werden die Bakterien durch kontaminierte Lebensmittel übertragen. Werden sie dort nachgewiesen, spricht man von STEC (Shigatoxin-produzierende Escherichia coli). Natürlicherweise kommen diese Bakterien im Darm von Wiederkäuern – also Rindern, Ziegen, Schafen, Rehen und Rotwild – vor.

Bis zum 8. Oktober sind dem Robert Koch-Institut (RKI) in Deutschland 4.947 EHEC-Fälle gemeldet worden. Dem aktuellen Ausbruchsgeschehen in MV konnten 303 Fälle zugeordnet werden, bestätigt wurden davon bislang 153. Auffällig ist in diesem Jahr die Häufung schwerer Krankheitsverläufe: 2024 wurden deutschlandweit insgesamt 60 HUS-Fälle registriert, in diesem Jahr sind es bis Anfang Oktober bereits 141.

Das aktuelle Ausbruchsgeschehen ist nicht mit dem von 2011 zu vergleichen. Damals kam es mit Schwerpunkt in Norddeutschland zu einem der bislang schwersten EHEC-Ausbrüche: Fast 4.000 Menschen erkrankten, davon 855 an HUS, 53 Personen verstarben an der Infektion. Als wahrscheinlichste Ursache wurden Sprossen aus Bockshornkleesamen aus Ägypten ermittelt. Bis dahin waren fast ausschließlich tierische und nicht pflanzliche Lebensmittel im Fokus.

Die akribische Ursachenermittlung dauerte damals gut zwei Monate. Der Erreger konnte als EHEC O104:H4 identifiziert werden. Seitdem hat sich vieles verbessert: Die Technik der molekularen Erregertypisierung ist heute extrem hilfreich bei der Zuordnung von Fällen – schließlich gibt es viele verschiedene EHEC-Stämme. Beim aktuellen Ausbruch konnte der eher seltene EHEC-Serotyp O45:H2 identifiziert werden. Trotz intensiver Befragungen der Betroffenen konnte ein verdächtiges Lebensmittel bislang jedoch nicht ermittelt werden. Neue Fälle sind nicht hinzugekommen.

Lebensmittel werden derzeit intensiv untersucht. Auch im LADR-Verbund wurden seit Anfang August mehr als 400 Lebensmittelproben auf STEC sowie zahlreiche Patientenproben auf EHEC untersucht. Im LADR Zentrallabor Dr. Kramer & Kollegen sind die Isolierung verdächtiger Kolonien und deren molekulare Typisierung – auch mittels Ganzgenomsequenzierung (WGS) – möglich.

STEC-Infokasten (isoliert)

STEC-Rückrufe

Informationen zu Rückrufen mit STEC-kontaminierten Lebensmitteln finden Sie unter Lebensmittelwarnung.de.

STEC steht für Shiga-Toxin bildende E. coli.

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Lagebericht Mecklenburg-Vorpommern Landesamt für Gesundheit und Soziales
EHEC - LAGuS EHEC-Fallzahlen 2025-10-10

RKI, Epidemiologisches Bulletin 41/2025 09.10.2025

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